Bezahlt wird nicht!
Komödie von Dario Fo | Ins Deutsche übertragen von Peter O. Chotjewitz
Eintrag vom: 11.09.2020 08:20 UhrMit einer Meute Hausfrauen, die wegen gestiegener Lebensmittelpreise einen Supermarkt ausrauben und dabei „Bezahlt wird nicht!“ skandieren, beginnt Dario Fos gleichnamige Farce. Die spontane antikapitalistische Aktion, die Antonia im Supermarkt noch als eine gute und gerechte Idee erscheint, wächst sich zuhause und im Abgleich mit dem Alltag schnell zum Problem aus.
Der Stolz über ihren Beutezug verlässt die Hausfrau Antonia schnell, als ihr Mann Giovanni nach Hause kommt. Sie nötigt ihre etwas naive Freundin Margeritha die Beute zu verstecken und macht sie so gegen ihren Willen zur Komplizin.
Ganz in der Tradition der italienischen Commedia dell'arte mit ihrer scharf konturierten und typisierenden Figurenzeichnung und einer Verkettung von Aktion und vorschneller Reaktion werden die Figuren in eine Spirale von Ereignissen geworfen, die sich immer schneller dreht und immer absurdere Situationen hervorruft. „Bezahlt wird nicht!“ ist dennoch eine pointierte und zutiefst liebevolle Auseinandersetzung mit der menschlichen Sehnsucht nach Gerechtigkeit und dem Wunsch nach einem Leben, in dem man sich keine Gedanken machen muss, wie Mieten gezahlt und Kühlschränke gefüllt werden.
Dario Fo, als Sohn antifaschistischer Widerstandskämpfer geboren, wurde zum Ende des zweiten Weltkrieges gegen seinen Willen zur Armee eingezogen. Er überlebte, studierte dann Architektur und Kunst. Neben seiner Tätigkeit als Architekt begann er als Schauspieler zu arbeiten und gab 1950 seine Arbeit als Architekt zugunsten einer Theaterkarriere auf. 1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Fos bevorzugtes Vehikel zur Kolportage seiner gesellschaftlichen und politischen Ideen war die Komödie, die er als Autor meisterlich beherrschte und deren inhaltliche Grenzen er immer wieder auslotete. In „Bezahlt wird nicht!“ mischen sich die Abgrenzung von Proletariat und Lumpenproletariat mit einer vorgetäuschten Schwangerschaft, vermeintliche Leichen, die wieder auferstehen, haben vor ihrem Ableben als Vertreter der Staatsmacht ihre Sympathie mit der unterdrückten Arbeiterklasse bekundet und die Beute der Hausfrau Antonia besteht zum größten Teil aus Hundefutter, das man zwar nicht selber essen kann, wodurch jedoch die Symbolkraft der Enteignung nicht geschmälert wird.
Vor nicht all zu langer Zeit hätte die Farce vielleicht noch einen etwas historisierenden Beigeschmack gehabt. Nachdem die minimale Erhöhung der Ticketpreise für die U-Bahn in Santiago de Chile eine Staatskrise, die zu einer Verfassungsänderung führte, ausgelöst hat, erscheint der Stoff aktueller denn je.
Regisseur Thorsten Köhler und Ausstatter Justus Saretz brachten in Coburg schon „Gespräche wegen der Kürbisse“ auf die Bühne und werden mit „Bezahlt wird nicht!“ nicht nur eine rasante Komödie, sondern auch eine eine ästhetische Verneigung vor dem Giallo, dem italienischen Thriller, zur Aufführung bringen.

Eigenschaften
- Bei Schlechtwetter geeignet
Webseite der Veranstaltung
https://www.landestheater-coburg.de/stuecke/schauspiel/bezahlt-wird-nicht/Diese Veranstaltung findet statt
- 23.10.2020 19:30 Uhr